Geschichte

Wussten sie es?

1799 kaufte Johann Anton André den gesamten handschriftlichen Nachlass Mozarts von dessen Witwe in Wien. 50 Jahre lang wurde dieser musikalische Notenschatz in Offenbach aufbewahrt. Andrés Studien bildeten die Grundlage für das Köchel-Verzeichnis.

Unter den über 270 Manuskripten befanden sich bekannte Werke wie „Die Zauberflöte“, „Figaro“ oder „Eine kleine Nachtmusik“. André veröffentlichte viele Mozart-Erstausgaben auf der Basis seiner Handschriften.

Aus der Geschichte des Musikverlags Johann André

Von Prof. Axel Beer, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Man schrieb das Jahr 1774: Mozart beging seinen 18. Geburtstag, Goethe veröffentlichte seinen Werther, und Johann André, von Beruf Seidenfabrikant, daneben als Schriftsteller, Übersetzer und Komponist tätig, begründete einen Musikverlag. Eine Selbstverständlichkeit war Letzteres nicht – im gesamten deutschsprachigen Raum bestanden seit Kurzem erst zwei Firmen, die sich allein auf die Produktion von Musikdrucken spezialisiert hatten, und selbst in der Musikstadt Wien gab es noch kein Unternehmen dieser Art.

In jener Zeit war das Haus André einer der gesellschaftlichen Mittelpunkte des Rhein-Main-Gebiets. Nicht nur Goethe verkehrte hier, sondern auch Mozart ließ es sich nicht nehmen, auf der Durchreise bei Familie André abzusteigen. Die Voraussetzungen für eine gute Entwicklung der Firma waren also günstig.

Als der Verlagsgründer 1799 starb, hatten bereits ca. 1300 musikalische Werke die Druckpressen verlassen, und Johann Anton André, der die Firma von seinem Vater übernahm, begann seine Tätigkeit mit mutigen und weitsichtigen Investitionen, die sich im Nachhinein als regelrechte Paukenschläge entpuppten: Noch 1799 erwarb er von Alois Senefelder die Nutzungsrechte für die kurz zuvor erfundene Lithographie und von Constanze Mozart den handschriftlichen Nachlass ihres Mannes.

Technischer Fortschritt und die Erweiterung des Repertoires um überaus bedeutsame Werke (rund 50 Originalausgaben Mozarts, darunter etwa die „Kleine Nachtmusik“, erschienen bei André) bildeten die Grundlage für das Fortbestehen des Hauses bis in die Gegenwart hinein. In der Folgezeit war die Firmenpolitik aus verschiedenen Gründen manchen Wandlungen unterworfen.

Freilich kam der Musik Mozarts noch immer eine führende Rolle im Verlagsprogramm zu, und etliche damals wie zum Teil noch heute bekannte Komponisten überließen dem Haus André einzelne Werke zur Herausgabe, unter ihnen Carl Baermann (seine „Klarinettenschule“ zählt noch gegenwärtig zu den meistverlangten Ausgaben des Verlags), Carl Czerny, Heinrich Marschner und besonders Franz Abt, dessen seinerzeit überaus beliebte und zahlreiche Lieder fast alle in Offenbach veröffentlicht wurden. Doch setzten Johann Anton André und seine Nachfolger auch andere Schwerpunkte.

So erschien im Laufe des 19. Jahrhunderts ein großer Teil der damals aktuellen Opernproduktion (u.a. von Auber, Beethoven, Donizetti, Flotow, Gounod, Lortzing, Meyerbeer, Offenbach, Rossini, Verdi, Wagner und Weber) in vielfältigen Bearbeitungen, beispielsweise als Klavierauszug, aber auch für Klavier oder Gitarre mit Begleitung von Blas- und Streichinstrumenten, für Flöten, Violinen und in manch anderer Form, auch gekürzt als Potpourri.

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